Auflösung von Widerständen – die Maus mit dem Megaphon

zensur-logo-trans150Einer meiner spirituellen Lehrer gab mir vor ein paar Jahren den folgenden Tipp: „In Situationen, in denen Du Dich ganz besonders über andere Menschen aufregst, sage einfach zu Dir selbst: Genau wie ich!“ Anfänglich begehrte ich noch dagegen auf und sagte mir, dass ich keinesfalls so wie die betreffenden Menschen wäre – mit der Zeit erkannte ich jedoch die Weisheit hinter dieser Empfehlung. Heute weiß ich, dass ICH der Besserwisser, der arrogante Schnösel und der oberflächliche Gesprächspartner war – und nicht die Menschen, die ich dafür hielt.

Heute bin ich achtsam, wenn ich großen Widerwillen gegenüber einem bestimmten Menschen verspüre. Denn ich weiß, dass das, worüber ich mich aufrege, in mir selbst steckt und gesehen werden will. Ich möchte deshalb alle unsere Leser dazu ermuntern, dieses Spielchen einmal auszuprobieren und immer, wenn ihr eine besondere Abneigung gegen eine bestimmte Verhaltensweise von anderen Menschen verspürt, zu sagen: „Genau wie ich!“ Wenn ihr die störende Verhaltensweise genau definieren könnt, dann dürft ihr ruhig auch noch für euch selbst hinzufügen: „Ach hallo, das ist ja (dein Name) der/die alte Klugscheißer/in (bzw. zutreffende Verhaltensweise in übertriebener Form). Manchmal muss man danach herzlich über sich selbst lachen.

emotionen200Emotionen zuzulassen ist kein lebensgefährliches Unterfangen

Das ist eine Methode zum Erkennen und eventuell auch zum Auflösen von Widerständen. Eine andere Art wollen wir jetzt noch kurz vorstellen. Vielleicht kommt euch das folgende Szenario, das ich bei mir selbst immer wieder beobachtet habe, bekannt vor: Du hörst einen Song oder nimmst eine Situation wahr und es kommen plötzlich starke Emotionen wie Trauer oder Wut in Dir hoch. Du denkst Dir, oh Gott, bitte nicht jetzt, das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen, bzw. das halte ich jetzt nicht aus. Also unterdrückst Du das Gefühl, aus Angst es könnte Dich überwältigen. Manche Menschen würden fast lieber sterben, als einen Gefühlsausbruch zuzulassen.

In den Wochentrainings von ZEN-Sur ermuntern wir unsere Teilnehmer dazu, die Gefühle in all ihren katastrophalen Ausmaßen hochkommen zu lassen. In einer Partnerübung, die jedoch völlig freiwillig ist und von Tachoba geführt wird, lassen die Teilnehmer nicht nur die Emotionen zu, die gerade auftauchen, sondern verstärken diese noch bis zum Maximum. Wenn das Gefühl bis zur höchsten Intensität gesteigert ist, führt der Gesprächspartner sein Gegenüber in die Stille – fast immer berichten die Teilnehmer dann, wie lächerlich doch eigentlich ihr Problem mit diesem Gefühl war und dass es nicht annähernd schlimm gewesen sei, wie sie befürchtet hatten.

Die Unterdrückung von Emotionen verursacht im Regelfall mehr Schmerz, als auftaucht, wenn man sie zulässt. Natürlich können wir aber nicht überall unsere Gefühle ausleben. Wenn wir schreiend in der U-Bahn sitzen, kann das durchaus auch Ärger einbringen. Allerdings kann das ständige Unterdrücken unserer Emotionen auf Dauer sehr ungesund sein. Jetzt ist nicht der richtige Augenblick für einen Gefühlsausbruch, das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen….so denken wir oft.

Ein Tipp von ZEN-Sur: Lasst euren Gefühlen ruhig einmal freien Lauf – es kommt nicht annähernd so schlimm wie ihr denkt. Es ist wie eine Maus mit einem Megaphon – ein riesiges Getöse, aber wenn man das Megaphon wegnimmt, dann sieht man, dass es nur ein kleines Mäuschen war.

 

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